1. Dem aufrichtigen, frommen Gebete hat Gott Erhörung verheißen. Wenn wir gleichwohl sehen, dass das Gebet auch frommer Männer unerhört bleibt, so darf uns das nicht irre machen. Gott, der allein weiß, was zu unserem Heilen dient, versagt uns unsere Wünsche, wenn deren Erfüllung nicht zu unserem Besten gereichen würde. Darum dürfen wir im Gebete nicht ermüden, denn das Gebet an sich übt auch auf uns den heilsamsten Einfluss. Gott hat es uns deshalb geboten, obschon er unsere Gedanken kennt, bevor wir sie in Worte fassen.
Denn:
2. Das Gebet reinigt unser Herz von allem Sündhaften, Niedrigen und Gemeinen und lenkt unseren Sinn auf das Höhere, Heilige und Göttliche. Dadurch werden wir fähig und würdig, in immer engere Verbindung mit Gott, den Heiligen zu treten.
3. Das Gebet macht uns zufrieden mit unserem Schicksal, gibt uns Kraft, die Beschwerden und Leiden des Lebens mutig zu ertragen und ohne Sorgen und Bangen der Zukunft entgegen zu schauen.
4. Das Gebet verleiht uns Ausdauer und Freudigkeit zur Ausübung unseres irdischen Berufes; es mäßigt das Streben nach irdischen Gütern und bringt so die Ansprüche des Leibes in das richtige Verhältnis zu der höheren Aufgabe der Seele.
Ein reines Herz erschaffe mir, o Gott, und einen festen Geist erneuere in mir. Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht und den Geist deiner Heiligkeit nimmt nicht von mir. Ps. 51, 12‑13.
Aus der Bedrängnis rief ich Gott an, er antwortete mir mit Rettung. Gott ist mit mir, ich fürchte mich nicht; was kann ein Mensch mir tun? Ps. 118. 5‑6.
Zweierlei erbitte ich mir von dir, versage mir es nicht, so lange ich lebe. Falschheit und Lüge lass ferne von mir sein, Armut und Reichtum gib mir nicht, verschaffe mir mein ausreichendes Brot, damit ich nicht übersättigt, leugne und spreche: Wer ist Gott? oder Not leidend stehe und mich vergreife an dem Namen meines Gottes. Spr. 7‑9.