Das hebräische Wort hitpalel (Beten), von welchem Tefila (das Gebet) abgeleitet ist, bedeutet ursprünglich; ein Gericht über sich selbst abhalten. Damit sind die ersten Vorbereitungen zum Beten genügend bestimmt.
Bevor wir zum Beten hintreten, müssen wir uns genau prüfen und jeden unrechten Gedanken, allen Hass und Neid, aber auch allen Hochmut, alles Vertrauen auf eigenes Verdienst aus unserem Herzen verbannen.
Finden wir gar bei diesem Selbstgericht, dass Unrecht an unseren Händen klebt, dass einer unserer Nebenmenschen über uns zu klagen hat, so müssen wir das Unrecht wieder gut machen, den Beleidigten versöhnen.
Wollen wir Gott um seine Hilfe anflehen, so müssen wir selber der leidenden Menschheit die rettende Hand reichen. Darum wird empfohlen, vor jedem Gebete eine Gabe zu einem wohltätigen Zwecke zu spenden. Dazu ist in der Synagoge die Spendenbüchse angebracht.
So innerlich geläutert, müssen wir auch für äußere Reinheit sorgen, unsere Hände waschen, von unserem Körper, unseren Kleidern, unserer Umgebung alles Unreine entfernen, wie dieses bei der Nennung des göttlichen Namens überhaupt erforderlich ist. (29,4)
Beim Gebete müssen unsere Gedanken ausschließlich auf Gott, den Allgegenwärtigen, gerichtet sein und auf den Sinn der Worte, die wir vor ihm aussprechen; das heißt mit Andacht beten; es ist besser, nur die vorgeschriebenen Gebete mit Andacht zu verrichten, als viele freiwillige Gebete zu häufen und dann alles ohne Andacht herzusagen.
Fern hält sich Gott von den Frevlern, aber das Gebet der Gerechten erhört er. Spr. 15.29.
Wenn ihr eure Hände ausstreckt, wende ich meine Augen ab von euch; wenn ihr auch viel betet, höre ich’s nicht: eure Hände sind schuldbefleckt. Jes. 1.15.
Wer dem Flehen der Armen sein Ohr verstopft, der wird auch flehen und nicht erhört werden. Spr. 21.13.
Channa betete in ihrem Herzen, nur ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme wurde nicht gehört. 1.Sam. 1,13.
Weil dieses Volk hintritt, mit seinem Mund und mit seinen Lippen mich ehrt, sein Herz aber fern hält von mir, so dass ihre Furcht vor mir zur angelernten Menschensatzung wird, darum werde ich ferner wunderbar verfahren mit diesem Volke, wunderbar und wundersam. Jes. 29. 13‑14.