Das Gebot des Zizittragens

1. Es ist ein Gebot der Tora, an jeder Ecke viereckiger Gewänder, welche von männlichen Personen angelegt werden sollen, nach Vorschrift der mündlichen Lehre zu knüpfende Fäden (Zizit Schau­fäden) anzubringen.

2. Wo nach Landessitte, wie bei uns, Kleider, die der Zizit bedürfen, nicht getragen werden, ist jeder Israelite verpflichtet, ein eigens für diesen Zweck angefertigtes vierecki­ges Kleidungsstück bei Tage unter seinen Kleidern (Talit katan, arba), und ausserdem beim Morgengebet ein größeres, mit Zizit versehenes, Talit gadol, über seinen Kleidern anzulegen.

3. Die Fäden werden durch eine auf der Ecke des Gewandes ange­brachte umsäumte Öffnung gezogen und auf die durch Anschauung zu erlernende überlieferte Art eingeknüpft. Diese Öffnung ist nicht mehr als drei Daumenbreiten und nicht weniger als eine Länge des vorderen Daumengliedes, nach unserem Maß etwa sechsundvierzig Millimeter,

 
von den beiden die Ecke bildenden Gewandrändern entfernt anzu­bringen, nachdem vorher die Fransen, welche gewöhnlich an diesen Gewändern sich befinden, wenigstens in der angegebenen Ausdehnung von der Ecke beseitigt worden sind. Bereits fertiggeflochtene Zizit dürfen auf keine Weise an‑ oder eingenäht werden.

4. Der Vorschrift der Tora wird am besten durch Wollstoff und Wollfänden entsprochen. Diese müssen von Israeliten (auch Frauen) mit der Absicht, dass sie zu Zizit bestimmt sind, gesponnen und gezwirnt werden; das einknüpfen jedoch soll von Männern ebenfalls mit dieser Absicht geschehen.

5. Vor dem Ankleiden des Gewandes muß man die Zizit untersuchen, denn wenn etwas daran nicht vorschriftsmäßig ist, hat man das Gebot nicht nur nicht erfüllt, sondern würde auch eine vergebli­che Bracha sprechen. Beim Lesen der zwei ersten Abschnitte des Sch’ma hält man die Zizit in der linken, bei dritten Ab­schnitt in der rechten Hand; bei dem Vers schaut man sie an.

6. Die erhabene Bedeutung der Zizit ist in der zweiten der fol­genden Schriftstellen ausgesprochen:

Schnüre sollst du dir machen an den vier Ecken deines Gewandes, womit du dich bedeckst. 5. Mos. 22,12.

Das seien für euch Schaufäden, dass ihr sie sehet und euch an alle Gebote Gottes erinnert und sie erfüllet und nicht kundschaftet nach eurem Herzen und nach euren Augen denen ihr nachbuhlet, damit ihr eingedenk bleibet aller meiner Gebote und sie erfüllet und heilig werdet eurem Gotte. 4. Mose. 15, 39‑40.

Schreibe einen Kommentar